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Call for Papers

Deutsch

Denken geschieht an einem Ort. Offensichtlich bedarf es stets eines Standortes bzw. eines Standpunktes, an dem sich Denken ereignen, an dem ein Gedanke ankommen, sich wandeln und neue Wege gehen kann. Diese Aussage hört sich zunächst trivial und selbstverständlich an. Natürlich setzt jedes Denken, wie auch jedes Sprechen, jede Handlung, jede Empfindung usw. einen Ort voraus. Ein Denken ohne Ort, an dem es stattfinden, eine Stätte finden kann, wäre geradezu eine Unmöglichkeit, hätte schlichtweg keinen Ein- und Ausdruck. Dabei kann freilich »Ort« ein Mehrfaches bedeuten, etwa den Körper (Leib), die politische Schicht, den sozialen Status, das (sozialisierte) Geschlecht, die Sprache, kulturelle Geflechte, Lebenswelten und nicht zuletzt (geographische) Landschaften, sowie (geschichtliche) Zeiträume. All dies sind – je nach Konstellation – nicht nur Orte, die das Denken bedingen, sondern je nach Ort(schaft) scheinen sie geradezu nur ein bestimmtes, begrenztes, beschränktes Denken zuzulassen. Und doch habentiefgehende Denkerfahrungen in der Geschichte und Gegenwart immer wieder den Anspruch erhoben, universal und in diesem Sinne inter- bzw. trans»kulturell« zu sein, d.h. immer zwischen den Körpern und über die Körper hinaus, zwischen und über den Schichten und Milieus, den Geographien, den Zeiten, Sprachen, Geschlechtern, Hautfarben usw.

Die Breite dieser Problemstellung öffnet ein Spannungsfeld, das folgende Fragen in den Raum stellt: Mit Hilfe welcher theoretischen Ansätze können wir die scheinbare Selbstverständlichkeit eines ortsgebundenen Denkens verständlich machen? Wie können wir die Orte fassen, die das Denken voraussetzt –  oder bestimmen gar die Orte zuallererst das Denken? Kann man überhaupt von »reinen«, in sich abgeschlossenen Orten sprechen? Kann es auf der anderen Seite ein Denken geben, das nicht an einen Ort gebunden ist? Wäre ein »universales« Denken möglich, das zwischen und über den Orten bzw. das stets von woanders her denkt? Verändert oder verlagert eine Pluralität der Orte das offenkundige Spannungsgemenge zwischen Denken und Ort?

 

Alle Interessierten, die sich von dem beschriebenen Themenkomplex, von einem oder mehreren der aufgeworfenen Fragen angesprochen fühlen, sind herzlich eingeladen, uns für die aktive Teilnahme an der Tagung ein Abstract (max. 500 Wörter) zukommen zu lassen. Unser Call for Papers steht dabei auch offen für (Nachwuchs-)Wissenschaftler*innen anderer Disziplinen. Einsendeschluss für die Abstracts ist der 15. April 2013 (Kontaktadressen siehe unten). Die Entscheidung über die Annahme des Abstracts werden wir spätestens am 15. Mai 2013 kommunizieren. Bei positiver Rückmeldung werden wir Sie darum bitten, uns bis zum 15. August ein ausgearbeitetes Papers zu ihrem Beitrag (20 Min.) zukommen zu lassen. Für die eingeladenen Teilnehmer*innen können wir (je nach Aufwand) einen Reise- und Übernachtungskostenzuschuss, sowie die Möglichkeit zur Publikation des Beitrags in Aussicht stellen.


English

Thinking happens at/in a place. Obviously, there always needs to be a  site or a point of view where thinking occurs—a place at which a  thought manifests, arrives, changes itself and proceeds along in new  ways. At first, this statement sounds trivial and obvious. Of course, thinking in any manner presumes a place, just as every statement, every action, every sensation, and so forth does. It appears then that it would be nearly impossible for thinking to take place without actually taking place; thinking would simply have no impression or  expression. Certainly, “place” can refer to a manifold of things — the body (lived and physical), political class, social status, (socialized) gender, language, cultural networks, lifeworlds, and last but not least (geographical) landscapes as well as (historical) time periods. All of these are, within each constellation, not only the places that condition thought, rather each appears to allow only a determined, bordered, and restricted type of thinking according to each sense of place. And yet, deeply penetrating experiences of thinking in both the past and present always again raise the claim of being universal and in this sense of being inter- and/or trans-cultural, which always means between bodies and beyond the body, between and beyond the strata and settings of geography, time, language, gender, skin color, and so on.

The breadth of this problem prompts a question, namely, what are the theoretical approaches that can help us explore and understand the complexities of where thinking takes place? How can we comprehend this unfathomable concept of “a place”, and why does it seem that thinking presupposes it — or rather, if anything, does place shape thinking? Can one speak at all of a “pure” place, unaffected by thinking, without running into problems? Or, on the contrary, does thinking have to be bound to a certain place? Might “universal” thinking be possible, in a way that thinks between and beyond places and that occurs always from elsewhere? Does a plurality of places change or resituate the apparent tension between thinking and place?

 

All parties interested in one or more of the topics described here are welcome to actively participate in the conference and to send us an abstract (max. 500 words, English or German). With this call for papers we are open to having researchers from other disciplines join us, and we especially encourage post-graduate and post-doctoral scholars to apply. The deadline for abstracts is 15 April 2013 (see contact details below).

 

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